Die Destabilisierung Syriens und die Ausweitung des Krieges im Mittleren Osten

Von Michel Chossudovsky
Quelle: Global Research

Was sich in Syrien abspielt, ist ein bewaffneter Aufstand, der verdeckt von ausländischen Mächten unterstützt wird, u. a. von den USA, der Türkei und Israel.

Bewaffnete Aufständische, die zu islamistischen Organisationen gehören, sind über die Grenzen Syriens mit der Türkei, mit dem Libanon und mit Jordanien eingesickert. Das US-Aussenministerium hat bestätigt, dass es den Aufstand unterstützt.

Die USA bauen ihre Kontakte zu Syrern aus, die auf einen Regimewechsel in ihrem Land hinarbeiten.

Das hat Victoria Nuland, eine Mitarbeiterin des US-Aussenministeriums, zugegeben. „Wir haben Kontakte zu Syrern im In- und Auslang geknüpft, die einen Wechsel herbeiführen wollen,“ sagte sie.

Frau Nuland hat auch bestätigt, dass Barack Obama den syrischen Präsidenten Baschar Assad angerufen und aufgefordert hat, Reformen einzuleiten oder die Macht abzugeben. (Voice of Russia, 17.06.2011)

Die Destabilisierung der Souveränität Syriens und des Libanons wird seit mindestens zehn Jahren von dem aus den USA, der NATO und Israel bestehenden Militärbündnis geplant.

Die Aktion gegen Syrien ist Teil eines „militärischen Fahrplans“, einer Folge von Militäroperationen. Nach Aussage des ehemaligen NATO-Kommandeurs General Wesley Clark hat das Pentagon den Irak, Libyen, Syrien und den Libanon als Zielländer für Interventionen der USA und der NATO vorgesehen.
„Die auf fünf Jahre angelegte Kampagne umfasst … insgesamt sieben Staaten: erst den Irak, dann Syrien, den Libanon, Libyen, den Iran, Somalia und den Sudan.“ (Aussage eines Pentagon-Offiziellen, zitiert nach General Wesley Clark)

In seinem Buch „Winning Modern Wars“ (Siegen im modernen Krieg) schreibt General Wesley Clark auf S.130
„Als ich im November 2001 wieder einmal im Pentagon war, hatte einer der höheren Stabsoffiziere Zeit für ein Gespräch. Er erzählte, dass es bald zum Krieg gegen den Irak kommen werde, es sei aber noch mehr geplant. Der Irak-Krieg werde nur Teil einer fünfjährigen Kampagne gegen insgesamt sieben Länder sein; mit dem Irak werde begonnen, dann sollten Syrien, der Libanon, Libyen, der Iran, Somalia und der Sudan folgen.

Er klang aufgebracht, fast so, als könnte er das Gesagte selbst nicht glauben. Ich beendete das Gespräch, weil ich solche Dinge nicht hören wollte. Ich wollte auch nicht, dass es dazu kommt. …. An diesem Nachmittag verliess ich das Pentagon sehr betroffen.“

Ziel ist es, den syrischen Staat zu destabilisieren und mit der verdeckten Unterstützung eines bewaffneten Aufstandes durch islamistische Milizen einen „Regimewechsel“ herbeizuführen.

Desinformation durch die Medien

Obwohl die westlichen Medien darüber informiert sind, dass es sich um einen bewaffneten Aufstand handelt, berichten sie das nicht. Wenn sie die Fakten anerkennen und analysieren würden, könnten wir die gegenwärtigen Ereignisse ganz anders einschätzen.

Stattdessen melden sie immer wieder, dass die Streitkräfte und die Polizei Syriens rücksichtslos immer mehr friedlich protestierende Zivilisten umbringen. Nach syrischen Pressemeldungen gab es jedoch von Beginn der Protestbewegung an Schusswechsel zwischen bewaffneten Aufständischen und der Polizei – mit Verlusten auf beiden Seiten.

Der Aufstand begann Mitte März in der Grenzstadt Daraa, 10 km von der jordanischen Grenze entfernt.

Die am 18. März in Daara beginnenden „Proteste“ wiesen alle Merkmale eines inszenierten Ereignisses auf und wurden höchstwahrscheinlich durch vom Mossad und/oder von westlichen Geheimdiensten instrumentalisierte islamistische Terroristen ausgelöst.Nach syrischen Regierungsquellen spielten dabei radikale salafitische Gruppen, die von Israel unterstützt werden, eine wichtige Rolle.

In anderen Berichten wird auf die Rolle Saudi-Arabiens bei der Finanzierung der Protestbewegung hingewiesen. …

Was sich in Daara in den auf die auslösenden Zusammenstöße am 17. und 18. März folgenden Wochen entwickelte, ist die Konfrontation zwischen der Polizei und den Streitkräften auf der einen und Gruppen von bewaffneten Terroristen und Scharfschützen, die in die Protestbewegung eingesickert sind, auf der anderen Seite.

Schon in den ersten Berichten aus Syrien wurde deutlich, dass viele der Protestierenden keine friedlichen Demonstranten, sondern eingeschleuste Terroristen waren, die vorsätzlich mordeten und Brände legten.

Die Überschrift eines Berichtes in einer israelischen Zeitung fasst zusammen, was geschah: „Syrien – Sieben Polizisten getötet, Gebäude von Protestierenden in Brand gesetzt.“

s. Michel Chossudovsky, „SYRIA: Who is Behind The Protest Movement? Fabricating a Pretext for a US-NATO ‚Humanitarian Intervention“ (SYRIEN: Wer steckt hinter der Protestbewegung? Die Schaffung eines Vorwandes für eine „humanitäre Aktion“ der USA und der NATO), veröffentlicht in Global Research am 03.05.2011

Die Rolle der Türkei

Das Zentrum des Aufstandes hat sich jetzt in die kleine Grenzstadt Jisr al-Shughour verlagert, die zehn Kilometer von der türkischen Grenze entfernt ist.

Über die türkische Grenze sind bewaffnete Provokateure nach Jisr al-Shughour gekommen, ein Städtchen, das 44.000 Einwohnern hat.

Nach Berichten haben daraufhin Mitglieder der Muslimbruderschaft im Nordwesten Syriens zu den Waffen gegriffen.

Es gibt Anzeichen dafür, dass der Geheimdienst und das Militär der Türkei dieses Einsickern unterstützen. Es gab keine Massenproteste von Zivilisten in Jisr al-Shughour.

Die örtliche Bevölkerung geriet aber ins Kreuzfeuer. Die Kämpfe zwischen bewaffneten Rebellen und Regierungstruppen haben eine Flüchtlingswelle ausgelöst, die ins Zentrum der Aufmerksamkeit der Medien gerückt ist.

Im Gegensatz dazu gab es in Syriens Hauptstadt Damaskus, in der sich die Zentralen der sozialen Bewegungen befinden, friedliche Massenversammlungen, die eher Unterstützung für als Opposition gegen die Regierung ausdrückten.

Präsident Baschar al Assad wird häufig mit den Präsidenten Ben Ali von Tunesien und Hosni Mubarak von Ägypten verglichen. Die Mainstream-Medien versäumen dabei jedoch zu erwähnen, dass der syrische Präsident Al Assad trotz seines autoritären Regimes eine populäre Figur ist, die von grossen Teilen der syrischen Bevölkerung unterstützt wird.

Dass sich am 29. März an einer grossen Kundgebung in Damaskus nach einer Meldung der Nachrichtenagentur Reuters „mehrere zehntausend Anhänger“ des Präsidenten Al Assad beteiligten, fand in den westlichen Medien kaum Erwähnung. Stattdessen verkauften sie ihren Lesern und Zuschauern unter Verdrehung der Tatsachen Bilder und Videos von mehreren Pro-Regierungs-Demos als Belege für Massenproteste gegen den syrischen Präsidenten und seine Regierung.

Am 15. Juni bewegte sich ein Zug von Tausenden von Menschen und mehreren Kilometern Länge mit einer 2,3 km langen syrischen Fahne über eine grosse Autostrasse in Damaskus. Die westlichen Medien berichteten zwar über diese Demonstration, spielten sie aber als irrelevant herunter.

Das syrische Regime ist zwar nicht demokratisch, die Militärallianz zwischen den USA, der NATO und Israel beabsichtigt aber keineswegs, in Syrien die Demokratie zu fördern. Das Gegenteil ist der Fall. Washington will nur ein Marionettenregime installieren.

Die Medienkampagne dient dem Ziel, Al Assad zu dämonisieren und Syrien als säkularen Staat zu destabilisieren. Das zuletzt genannte Ziel soll durch die verdeckte Unterstützung verschiedener islamistischer Organisationen erreicht werden:

Syrien wird von einer autoritären Oligarchie beherrscht, die mit brutaler Gewalt gegen die Bürger vorgeht. Die Unruhen in Syrien haben jedoch sehr komplexe Ursachen. Sie können nicht nur als aufrichtiges Streben nach Freiheit und Demokratie angesehen werden.

Die USA und die EU versuchen den Aufruhr in Syrien auszunutzen, um die syrische Führung unter Druck zu setzen und einzuschüchtern. Aber auch SaudiArabien, Israel, Jordanien und das Bündnis vom 14. März haben bei der Inszenierung des bewaffneten Aufstandes eine Rolle gespielt.

Die Gewalt in Syrien wurde unter Ausnutzung der inneren Spannungen von aussen in das Land hineingetragen. … Nicht nur mit den gewaltsamen Reaktionen der syrischen Armee, sondern auch mit Lügen und Fälschungen machen die Medien Stimmung. Die USA und die EU haben bestimmte Elemente der syrischen Opposition ausserdem mit Geld und Waffen versorgt. …

Geld ist auch obskuren, wenig renommierten syrischen Oppositionellen im Ausland zugeflossen, und insgeheim wurden Waffen aus Jordanien und aus dem Libanon nach Syrien geschmuggelt.
(zitiert aus Mahdi Darius Nazemroaya: „America’s Next War Theater: Syria and Lebanon?“ (Werden Syrien und der Libanon zum nächsten Kriegsschauplatz der USA?), veröffentlicht am 10. Juni 2011.

Das Militär und Geheimdienstabkommen zwischen Israel und der Türkei

Die geopolitischen Auswirkungen dieses Prozesses der Destabilisierung sind weitreichend, denn die Türkei ist an der Unterstützung der Rebellen beteiligt.

Die türkische Regierung hat die syrischen Oppositionsgruppen, die den bewaffneten Aufstand vorantreiben, geduldet, als sie sich noch im Exil in der Türkei befanden. Die Türkei setzt die Regierung in Damaskus unter Druck, damit sie der Forderung Washingtons nach einem Regimewechsel nachkommt.

Die Türkei hat eine starke Armee und ist Mitglied der NATO. Ausserdem besteht zwischen Israel und der Türkei schon lange ein Militär- und Geheimdienstabkommen, das ausdrücklich gegen Syrien gerichtet ist.

„Eine 1993 vereinbarte Absichtserklärung führte zur Einrichtung eines „gemeinsamen israelisch-türkischen Komitees“ zur Erkennung regionaler Bedrohungen. Laut dieser Erklärung haben die Türkei und Israel vereinbart, „bei der Sammlung geheimdienstlicher Erkenntnisse über Syrien, den Iran und den Irak zusammenzuarbeiten und sich regelmäßig zu treffen, um Bewertungen zum Terrorismus und zu den militärischen Fähigkeiten dieser Länder auszutauschen“.

Die Türkei hat der Armee und den Sicherheitskräften Israels erlaubt, von türkischem Boden aus auf elektronischem Weg Informationen über Syrien und den Iran zu sammeln. Im Gegenzug war Israel der Türkei bei der Ausrüstung und Ausbildung von türkischen Sicherheitskräften behilflich, die im Antiterrorkrieg entlang den Grenzen zu Syrien, dem Irak und dem Iran eingesetzt werden. …

Bereits unter der Clinton-Regierung hatte sich eine militärische Dreiecksverbindung zwischen den USA, Israel und der Türkei herausgebildet. Dieser „Dreierbund“, der letztlich vom US-Generalstab befehligt wird, integriert und koordiniert militärische Entscheidungen der drei Staaten, die sich auf die Grossregion Mittlerer Osten beziehen.

Er basiert auf den engen militärischen Beziehungen Israels und der Türkei zu den USA und starken bilateralen militärischen Beziehungen zwischen Tel Aviv und Ankara. …

Dieser Dreierbund wird ergänzt durch eine 2005 zwischen der NATO und Israel abgeschlossene Kooperationsvereinbarung, die „viele Bereiche von gemeinsamem Interesse wie den Kampf gegen den Terrorismus und gemeinsame Militärmanöver umfasst. Diese militärische Zusammenarbeit mit der NATO wird von israelischen Militärs auch als Mittel angesehen, die Abschreckungsfähigkeit Israels in Bezug auf potenzielle Feinde zu erhöhen, hauptsächlich gegenüber dem Iran und Syrien.“

(s. Michel Chossudovsky, „Triple Alliance“: The US, Turkey, Israel and the War on Lebanon („Dreierbund“: Die USA, die Türkei und Israel und der Krieg gegen den Libanon) 06.08.2006)

Die verdeckte Unterstützung der bewaffneten Aufständischen in Syrien von der Türkei oder von Jordanien aus wird zweifellos im Rahmen des Militär- und Geheimdienstabkommens zwischen der Türkei und Israel koordiniert.

An einem gefährlichen Scheideweg: Die Ausweitung des Krieges im Mittleren Osten

Israel und die NATO haben 2005 eine enge militärische Zusammenarbeit vereinbart. Durch diesen Kooperationsvertrag ist Israel faktisch zum Mitglied der NATO geworden.

Wenn die NATO einen Militäreinsatz gegen Syrien starten sollte, wären wegen dieses Kooperationsabkommens höchstwahrscheinlich auch israelische Truppen daran beteiligt. Auch die Türkei würde ein aktive Rolle dabei spielen.

Eine mit vorgeschobenen humanitären Gründen getarnte Militärintervention der NATO in Syrien würde zur Ausweitung des von den USA und der NATO geführten Krieges auf ein riesiges Gebiet führen, das sich von Nordafrika über den Mittleren Osten bis nach Zentralasien, vom Östlichen Mittelmeer über Afghanistan und Pakistan bis zur Grenze Chinas erstreckt.

Sie würde auch einen Prozess der politischen Destabilisierung im Libanon, in Jordanien und in Palästina hervorrufen und die Bühne für einen Konflikt mit dem Iran bereiten.

Quelle, Übersetzung: Wolfgang Jung, luftpost-kl.de

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