Mit Interesse las ich einen Aufsatz von Dr. Yavuz Özoguz, der sich mit 688 Aussagen von 118 Staaten gegen die westliche Welt befasst.Besonders beachtlich fand ich den Satz:
„Das Dokument ist ein Beweis dafür, dass die westliche Welt zunehmend isoliert wird. Sehr deutlich wird, dass die Kopplung an die USA und Israel, insbesondere an «die unaufhörlichen Verbrechen des Zionismus», zum Schaden eines jeden Volkes und Staates führt.“
Dazu meine ich:
Was sich seit der Staatsgründung Israels auf palästinensischem Boden abspielt, wird allgemein unter dem Begriff Zionismus subsummiert. Doch bei genauerem Hinsehen tut sich zwischen den idealistischen Vorstellungen des Vaters der zionistischen Staatsidee, Theodor Herzl und der israelischen Realität eine unübersehbare Kluft auf.
1886 schrieb Herzl in seinem grandiosen utopischen Entwurf «Der Judenstaat»:
„Man gebe uns die Souveränität eines für unsere gerechten Volksbedürfnisse genügenden Stückes der Erdoberfläche, alles andere werden wir selbst besorgen.“
Herzl meinte, man solle den in Europa geschundenen Juden ein Stück Land zur Besiedelung als Heimstätte «geben». Von gewaltsamer Landnahme war nicht die Rede.
Herzl musste gegen Ende des 19. Jahrhunderts von völlig anderen Verhältnissen ausgehen als denjenigen von 1948, zur Zeit der gewaltsamen Landnahme.
Damals, zu Herzls Zeiten, war Palästina eine Provinz des osmanisch-türkischen Reiches. Herzl sah deshalb den türkischen Sultan als Verhandlungspartner an, wobei er die berechtigte Hoffnung haben durfte, im deutschen Kaiser einen Fürsprecher zu finden. An ethnische Säuberung und gewaltsame Aneignung von privatem Grundbesitz war nicht gedacht:
„Hauptsächlich wird es sich um die Erwerbung der jetzigen Landeshoheit (osmanisches Reich) gehöriger Staatsdomänen handeln“.
Palästina war zu jener Zeit nur dünn besiedelt. Die seit Menschengedenken dort ansässigen Juden befanden sich hoffnungslos in der Minderheit. Jeder neu hinzu kommende Jude stand als Fremder einer arabischen und christlichen Mehrheit gegenüber. Das wurde von Herzl durchaus gesehen und er war bereit, die Rechte der Alteingesessenen Bewohner zu respektieren.
„Jeder ist in seinem Bekenntnis oder in seinem Unglauben so frei und unbeschränkt, wie in seiner Nationalität.
Und fügt es sich, dass Andersgläubige, Andersnationale unter uns wohnen, so werden wir ihnen einen ehrenvollen Schutz und die Rechtsgleichheit gewähren.“
Doch gleichzeitig erscheint in Herzls Schrift auch schon ein Menetekel, das die Vertreibung der Palästinenser vorausahnen lässt.
„Wer der Fremde im Lande ist, bestimmt die Mehrheit.“
Herzl hatte diese Feststellung auf die europäischen Verhältnisse bezogen, wo die Juden stets in der Minderheit gewesen waren. Doch die jüdischen Usurpatoren des 20. Jahrhunderts machten den Grundsatz zur Staatsraison. Um die beherrschende Majorität in Palästina darzustellen, musste die Landnahme von zwei Seiten gefördert werden, zum einen mit der Vertreibung der Alteingesessenen und zum Anderen mit massiver Einwanderungspolitik. Das hatte zu Folge, dass nun die Palästinenser zur Minderheit geworden waren, die von den zugewanderten Israelis als Landfremde betrachtet wurden.
Hendryk M. Broder, offensichtlich ein überzeugter Zionist, schrieb:
„Was würde Theodor Herzl, der Utopist, sagen, wenn er 100 Jahre nach dem Erscheinen seines „Judenstaates“ zu Besuch nach Israel käme?“
Aus Broders Gesamtbetrachtungen zu Israel ist unschwer zu schließen, dass er meint, Herzl müsste von dem prosperierenden jüdischen Machtgebilde auf palästinensischem Boden positiv beeindruckt sein.
Ich glaube das nicht. Ich glaube, dass sich der hochherzige Fürsprecher für das zu seiner Zeit in Europa geschundene und gedemütigte Judenvolk, angesichts der aus israelischer Hybris und Erbarmungslosigkeit entstandenen Notlage des seiner Heimat beraubten palästinensischen Volkes schämen würde.
Der unmenschliche Zionismus der Israelis ist mit dem idealistischen Zionismus Theodor Herzls unvereinbar.
Quellen:
Internet: Iran German Radio, vom 05 Sept. 2012, “688 Aussagen von 118 Staaten gegen die westliche Welt”
Theodor Herzl, Der Judenstaat, Ölbaum Verlag Augsburg, 1996, Seite 33 und Seite 42, sowie Nachwort dazu von Henryk M.Broder
Karl-Heinz Hoffmann
Kommentare
Neues aus Libyen: Gaddafi-Anhänger werfen NATO-Rebellen-„Regierungstruppen“ aus Brak hinaus.
Hier die Bestätigung durch die NATO-Islamisten:
Interessante Betrachtung. Zu ergänzen ist, daß schwache Politiker (wie schwache Menschen überhaupt) gerne ihre Interessen auf Samtpfoten, das heißt moderat und versöhnlich, kompromißbereit aufstellen. Wenn die gleichen Leute dann an Stärke bzw. Überlegenheit gewonnen haben, unverschämter bzw. überheblicher, das heißt kompromißloser werden.
Ein Beispiel: Der Hitler, der 1933 frisch im Amt war, nur über 100.000 Reichswehrsoldaten verfügte, war lammfromm, vor allem 1936 bei der Berliner Olympiade; er schloß selbst mit Polen einen Vertrag ab, sicherte 1938 im Münchner Abkommen den Tschechen ihre Resttschechei zu, usw. Nachdem er der Auffassung war, die Westmächte seien von dekadenten Schlappschwänzen bestimmt, wurde er selbst überheblich und maßlos. Hitler ist nur ein Beispiel für diese Verhaltensweise.
Aber selbst in Herzls moderaten Sätzen ganz zu Anfang, 1866, schwingt die Idee eines souveränen jüdischen Staates mit. Das Wort „Souveränität“ verweist auf einen souveränen jüdischen Staat:
„Man gebe uns die Souveränität eines für unsere gerechten Volksbedürfnisse genügenden Stückes der Erdoberfläche, alles andere werden wir selbst besorgen.“
Schwache, die stark werden möchten, fressen zu allererst mal Kreide …