„Gehasst, verdammt, vergöttert!“, so könnte man die Meinungen zu dem kürzlich verstorbenen kubanischen Revolutionsführer Fidel Castro umschreiben. Selbst einige seiner ärgsten Gegner konnten eine bestimmte heimliche Bewunderung nicht verbergen, für den Mann der politisch fast alles überlebt hatte: Die Nachbarschaft des US-Imperialismus, 40 Attentatsversuche durch die CIA, den Untergang des Realsozialismus und der Sowjetunion, so das es Castro zum längst dienenden Staatschef der Welt brachte.
Castro brachte es auch zu einer Vielzahl von ausländischen Unterstützern – von radikalen bis reformistischen Linken, ja bis hin zu einer bestimmten Kooperation mit Franco, dem Faschisten. So das bei seinem Ableben in sozialen Medien das Echo unter „Rechten“ auf den Tot des „Maximo Leaders“ eher geteilt war – reichend von Hass bis teilweiser Bewunderung.
Die Meinung eines NPD-Funktionärs – sicherlich kein „Antisozialist“ – war aber besonders abstrus. Die kubanische Nation gehöre nach rassischen Gesichtspunkten „geteilt“, in verschiedene Staaten. Ganz so als wollte jemand aus Deutschland den Kubanern erzählen wie ihr Nationalismus auszusehen habe, nach der deutschen völkischen Nationsdefinition, die aber kaum etwas mit der kubanischen zu tun haben kann. Das für Deutschland geltende völkische Prinzip kann schon rein logisch nicht für Staaten greifen die keine völkische Tradition der Nation besitzen. Dagegen sprechen auf Kuba die realen Gegebenheiten, die Geschichte, die ethnische Zusammensetzung und eine völlig andere Nationalkultur. So soll ja weder Kuba am deutschen Wesen genesen, noch Deutschland am kubanischen – höchstens im Sinne von nationaler Souveränität, aber nicht derart das der eine das Nationsmodell des anderen überhnehmen soll – was einfach unmäglich sein wird.
Fidel Castro definierte sich selbst nicht als „Nationalisten“ sondern entweder als „Patrioten“ oder als „national-kubanisch“. Als Dialektik von „Patriotismus“, nationaler Identität und Internationalismus. Was aber auf Kuba „Nationalismus“ mit antiimperialistischen Anspruch ist. Da „rechte“ Exil-Kubaner als „Antinationale“ gelten, handelt es sich bei linken Souveränisten zumindest nach kubanischer Definition um Nationalpatrioten, oder „Nationalisten“. „Völkische“ Kubaner gibt es einfach NICHT – was schon die Geschichte, Tradition und Realität verunmöglicht, wie in allen Staaten Lateinamerikas.
Castro selbst, stammend aus einer Familie mit spanischen Wurzeln kam vom ganz „rechts“ und wanderte immer weiter nach links. Seine Familie bestand aus Unterstützern Francos, Castro selbst soll zu seiner Jugendzeit „Falangist“ gewesen sein, der sich auf explizit mit Mussolini beschäftigt hatte. Castros erste politische Schritte sind im Umfeld der „Kubanischen Volkspartei“ zu sehen, einer kleinbürgerlich-sozialistischen und nationalistischen sowie antiimperialistischen Formation. Deren Hauptarole lautete: „Ehre contra Geld.“
Der Parteiführer Chibas erschoss sich öffentlich, als Zeichen des Protestes gegen die damaligen Verhältnisse auf Kuba. Die erste Totenwache am Grab hielt der junge Rechtsanwalt Fidel Castro.
Castros „Vorbild“ blieb bis zuletzt gar nicht Marx oder Lenin sondern der kubanische Nationalheld und Dichter Jose Marti, so etwas wie der Fichte Kubas. Der „erste“ nationale Held, auf dem sich Castro aber bezieht, war Carlos Manuel de Cespedes, der 1868 ein „Manifest der Revolutionären Junta der Insel Kuba an alle Mitbürger und Nationen“ veröffentlichte. Bauern, Sklaven und Kreolen folgten dem Ruf und griffen zu den Waffen. Die Guerilla unterlag aber der spanischen Besatzungsmacht.
Jose Martis Prophezeiung, ein sozialreformistischer Nationalist – kein Sozialist – wonach Kuba aber für Spanien schon verloren sei sollte sich bewahrheiten. Das es nun so kam, ist eben auch jenem Dichter und Politiker zu verdanken, der mit „Feder und Machete“ bewaffnet war. Marti wurde schon als 17-jähriger zur Zwangsarbeit verurteilt, wegen „Verrat an den Interessen Spaniens“.
Marti dachte damals aber nicht nur ein freies Kuba sondern an einen „Großraum“ der Latino-Völkerschaften Süd und Mittelamerikas, was er als „madre Patria“ betitelte. Dieser „Großraum“ war auch aus Martis Erfahrungen mit den USA geboren, die der Dichter das „Ungeheuer“ nannte. Marti fiel im zweiten kubanischen Unabhängigkeitskrieg im Mai 1895. Schon zu Lebzeiten galt er als das Symbol der kubanischen Unabhängigkeit und wurde voller Ehrfucht „Apostel des freien Amerika“ genannt.
Kuba stand seit der Präsidentschaft von John Quincy Adams (1825-1829) im Fokus der USA, so das man dort glaubte Kuba würde als reife Frucht automatisch dem US-Imperialismus zufallen. 1850 wollten deshalb die USA den Spaniern Kuba abkaufen – für 50 Millionen Dollar.
1898 wurde Kuba von den USA besetzt. Der Sieg der kubanischen Guerilla gegen Spanien war zum greifen nahe, was durch den Einmarsch der US-Marines zu nicht gemacht wurde. So kamen die Kubaner vom Regen in die Traufe. die Demütigungen von Seiten Washingtons steigerten sich unablässig. Kuba wurde einer US-Militärregierung unterstellt.
Für einen politischen Menschen wie Fidel Castro war dieser Akt der nationalen Entmündigung unerträglich, was logischerweise zu einer Radikalisierung des „Antiyanquismo“ in Kuba führte. Den USA ging es vor allem um ihr Interesse an der Zuckerindustrie und anderen lukrativen Branchen. Es kam zu einer vollständigen Kontrolle des Big Business über die Wirtschaft Kubas. Das US-Kapital kontrollierte zudem 90 Prozent des Bergbaus, besass 36 Prozent des Bodens, 66 Prozent des Erdöls, den größten Teil der verarbeiteten Industrie, wie Horst Fabian in seinem Buch „der kubanische Entwicklungsweg“ berichtete.
1901 wurde Kuba eine Verfassung ausgenötigt, die 1: 1 der US-Verfassung entsprach. Allerdings mit einem Pasus der es der US-Regierung erlaubte jederzeit in Kuba zum Schutz des „US-Eigentums“ zu intervenieren. Hierbei handelte es sich um eine skandalöse Souveränitätseinschrenkung Kubas. Die Präsidenten gaben sich in dieser Pseudorepublik alle paar Jahre die Klinke, diese trugen zumeist Spitznamen wie „Haifisch“ und „Pesetendieb“. Der schlimmste war wohl Maria Garcia Menocal, der von 1913 bis 1921 amtierte, jener war Generaldirektor der „Cuban American Sugar Co. National Bank“ und machte keinen Hehl daraus das er sich nicht als Kubaner sondern US-Amerikaner fühlte. Ungeniert trat er als Darling von US-Kapital und State Department auf und lud die USA ein sich der Ressourcen Kubas frei zu bedienen. Der Diebstahl des öffentlichen Eigentums nahm unter ihn unglaubliche Formen an.
Die Weltwirtschaftskrise von 1929 traf Kuba infolge seiner wirtschaftlichen Monokultur besonders hart. Es folgte Gerado Machodo, genannt der „Schlächter“, einer der übelsten Gestalten in der Schreckensriege der damaligen kubanischen Staatschefs. Gegen jenen kam es aber zu einer Intervention durch die USA, weil jener Roosevelts Plänen in Südamerika nach einer Zeit nicht mehr genehm war – aus tatkischen Motiven. 1933 musste deswegen Machado ins Exil ausweichen. Rossevelt bediente sich hierzu auch einem Putsch im kubanischen Militär, wobei wohl einige Millionen Dollar locker gemacht wurden. Machado floh mit einem Koffer voller Geld auf die Bahamas-Inseln. Walter Hanf stellte in seinem Buch „Castros Revolution“ fest: „Über sechs Jahrzehnte hinweg waren Korruption, Gewalt und Einflussnahme der USA die ständigen Begleiter der kubanischen Politik“.
Auf Machado folgte Batista, ein Befehlempfänger der USA, über den der US-Botschafter Welles berichtete: „Er erbittet täglich meinen Ratschlag für alle Entscheidungen“. In der Opposition gegen Batista begann das lange und erfolgreiche Leben des Fidel Castro: Sturm auf die Kaserne Moncada, Exil in Mexiko und schließlich der Sieg im Guerilla-Krieg an der Seite von „Che“.
Im Widerstand gegen Batista waren Castros Forderungen allerdings zunächst nicht radikal-sozialrevolutionär, sondern eher gemäßigt: Er verlangte zunächst eine Rückkehr zur demokratischen und liberalen Verfassung von 1940, Weitere Forderungen waren eine Sozialfreform und eine Agrarreform Zugunsten von Bauern und Pächtern. Marx wurde noch nicht genannt, sondern Rousseau, Locke, Paine, die Naturrechtsradition und den „Geist des Gesetzes“. So beschwor er auch die französische Revolution und sogar die amerikanische von 1776.
Die sozialrevolutionären Forderungen kamen erst in seiner berühmten Rede „DIe Geschichte wird mich freisprechen“ auf – allerdings auch noch teilweise reformistisch verbrämt. Marxisten fanden sich damals kaum in den Reihen der „Fidelisten“, so das sich später gar die KP Kubas dem revolutionären Volkskrieg verweigerte, ja sich nicht einmal einen Aufruf zum landesweiten Generalstreik anschließen wollte. Aus Moskau war eine Weisung heraus gegangen, sich nicht an „revolutionären Abendenteuerein“ und „nationalistischen Spielen“ zu beteiligen. Wie noch zu sehen war blieb das Verhältnis zwischen Kuba und Moskau belastet – entgegen vieler Behauptungen.
Auf den Hergang des Guerillakrieges brauchen wir an dieser Stelle nicht eingehen, da dies den Rahmen sprengen würde. Nach dem Sturz Batistas kam es allerdings zu einer Lynchjustiz gegen einige Batista-Anhänger. So viele waren aber es nicht wie im Schwarzbuch des Kommunismus angebeben wurde, sondern höchstens 500 standrechtliche Erschießungen. Castro verwies stets auf die Heuchelei, schließlich ständen dem etwa Hiroshima und Nagasaki entgegen – mit ein paar hunderttausenden Opfern. In Vietnam und Korea waren es ein paar Millionen und nicht 500.
Das Amt des Ministerpräsidenten übernahm 1959 Castro selbst. Castro hatte aber eine Aversion gegen ein titulares Amt und fühlte sich stets als Berufsrevolutionär und „Wächter“ der Revolution. Die erste Regierunsgerklärung wieß noch kein zusammenhängendes ideologisches Programm auf, sondern „nur“ das Versprechen die Korruption zu bekämpfen, Land an die Bauern zu verteilen, eine Bildungskampagne in Gang zu bringen, die Infrastruktur aufzubauen, das soziale Statd-Land-Gefälle zu beseitigen, usw.
Der Außenhandel war zu 80 Prozent von den USA abhängig, die Wirtschaft stützte sich nur auf die Monokultur des Zuckers, Kuba hatte zudem mit einem starken sozialen Gefüge zu kämpfen, war aber nicht unterentwickelter als die meisten Staaten Süd- und Mittelamerikas. Castro konzentierte sich darauf die soziale Unterentwicklung in den ländlichen Gebieten zu bekämpfen. Der „Che“ profilierte sich als Kulturpolitiker und rief das Jahr 1961 zum „Jahr der Erziehung“ aus. Das Bildungs-und Gesundheitssystem auf Kuba sollte sich in der Folge vorbildlich entwickeln. So war die Parole: „Jeder Kubaner ein Lehrer, jedes Haus eine Schule!“
Heute gibt es auf Kuba eine Analphabetenquote von unter einem Prozent, weniger wie in jedem Staat der EU. Zu Zeiten von Batista waren es über 20 Prozent. Kuba ist heute prozentual gesehen das Land mit den meisten Ärzten, wobei die medizinische Versorgung in vorrevolutionären Zeiten katastrophal war. Die Säuglingssterblichkeit ist die niedrigste in ganz Lateinamerika. Die Rate ist etwa dann in den USA höher, Kanada liegt auf dem selben Niveau wie Kuba. Diese Daten sind keine „Propaganda“, sondern können einer Studie der „Deutschen Stiftung Weltbevölkerung“ entnommen werden.
Castros großer Wurf wurde die Agrarreform, die in den USA die Befürchung eines „Bolschewismus vor der Haustür“ aufkommen ließ. Die erfolgreiche Agrarreform wurde nicht nur ein Bruch mit der bisher privelgierten Kapitalisten und Feudalklasse, sondern auch einer mit der „priveligierten Nation“, den USA, wie Castro in seinen „Nachtgesprächen“-Buch gegenüber dem Interviewer Frei Bretto sagte. Schon innerhalb von zwei Jahren erhielten 100.000 Bauern und Pächtern Land zugeteilt. So kam es zu einer Kontrolle der Fläche durch Staat und Bauern, aber zu einer Enteignung der davor priveligierten. Die Verstaatlichung des Privateigentums verstanden die Zuckerbarone aus Texas und Flordia natürlich als „Sowjetisierung“.
Castro meinte damals noch „Kommunist war und bin ich nicht.“ 1959 meinte Castro gar: „Ich bin kein Kommunist. Und auch die revolutionäre Bewegung ist nicht kommunistisch“. Die Hinwendung zum ML im Jahr 1961 erfolgte wohl aus teilweise taktischen Gründen, aufgrund des erhofften Schutzes von Seiten der SU gegen die USA. So kam es in der Folge rasch zu einer US-Blockkade gegen Kuba, einer versuchten, gescheiterten Invasion unter Kennedy. Die Blockkade wurde erst von Obama aufgehoben, soll aber nun von der Trump-Regierung wieder aufgenommen werden. Dazu bemerkte ein kubanischer Außenminister: „Die einzige Sünde Kubas ist es souverän zu sein. Unsere einzige Sünde ist es, dass wir Kubaner ihnen nicht erlauben, uns auf Englisch zu sagen, was wir als Kubaner zu tun haben“.
Die USA trachteten danach Kuba auszuhungern, als man gegriff, dass nun dort nicht mehr ein US-höriger Caudillo am Ruder saß, und die kubanische Revolution mit dem „American Way of Life“ brach. Auch Verbündete der USA sprachen sich gegen die US-Politik aus – etwa Mexiko und Kanada. Verurteilungen der US-Politik gegen Kuba erfolgte auch von Seiten der UN und sogar der EU. Donald Trump wird die Anti-Kuba-Politik wieder fokusieren, schon alleine weil er zum Teil seinen Wahlsieg der Lobby der Exil-Kubanern in den USA zu verdanken hat, die ihm den Wahlsieg in einigen „Swingstates“ sicherten.
Castros Kubas bekam von den 1960ern bis zum Untergang der SU Entwicklungshilfe aus Moskau, wobei sich die Beziehungen gerade aber in der „Kubakrise“ verschlechterten, wo sich Castro von den Sowjets im Stich gelassen sah. Davor hatte Castro sogar geschimpft: „Der Kommunismus bedeutet einen Imperialismus, der schlimmer ist als derjenige der Yankees und unserem Brauchtum und unserem Glauben ebenso fremd. Jeder der uns helfen will ist uns willkommen – aber ohne jede Bindung.“ (Zitiert nach Jürgen Hell, Geschichte Kubas).
In der Folge hing aber Kuba am Tropf der SU, was man versuchte durch einen Flirt mit Maos Chinas etwas zu kompensieren. Zu einer Verschlechterung der Beziehungen kam es wieder als Castro demonstrativ einer Einladung zu den Feierlichkeiten der Oktoberrrevolution fern blieb. Das Unterkkühlte Verhätnis wird auch von Volker Skierka in „Fide Castro. Eine Biographie“ ausführlich behandelt.
Probleme gab es insbesondere zwischen „Che“ und auf der anderen Seite orthodoxen Kommunisten und der SU. Entgegen dem Klischee Che sei ein „Stalinist“ gewesen, entbehrt dies jeder Grundlage. Che hatte den rechten Glauben an das Sowjetsystem verloren und wurde immer radikaler, warf den Sowjets „Verrat“ und „Partnerschaft“ mit dem US-Imperialismus vor. Er kritisierte zudem Bürokratismus, Schlamperei und Misswirtschaft. Spätestes seit seiner Brandrade gegen die SU auf der afroasiatischen Solidaritätskonferenz stand auf der Abschussliste in Moskau. Dort sprach er von einer stillschweigenden Komplizenschaft der Sowjets mit den westlich-kapitalistischen Ausbeuterstaaten. Wie man sieht ist es eben nicht so einfach, wie sich dies der „Antikommunismus“ ausdenken mag.
In Deutschland wurde diese These von den „Dutschkisten“ in der APO übernommen und auch auf die deutsche Situation übertragen – unter Berufung auf Che – als „Doppelgesicht des Imperialismus“. In Lateinamerika brachte es ein Buch zu ideologischen Ehren welches unter dem Titel „Die Revolution in der Revolution“ erschien, auf welches sich auch Castro immer wieder bezog. In Deutschland ist dieses Werk aber gerade auch unter Linken nahezu unbekannt geblieben.
Die KP in Kuba ist zwar „Staatspartei“, war aber faktisch lange entmachtet. So gab es bis 1975 nicht einmal einen „Parteitag“. Die Macht ging von der Anti-Batista-Allianz „Bewegung 26. Juli“ aus und nicht von der KP. So setzten sich auch die Castroisten gegen die „Altkommunisten“ durch. Nun setzte sich eine Mischung aus Zentralismus und dezentralisierung der Arbeits- und Produktionsprozesse durch. Die Castroisten setzten die Schaffung einer „Volksmacht“ durch, was teilweise an „Räte“ erinnert, als Form eines „Graswurzelsozialismus“ und „Basissozialismus“ gegen einen reinen Bürokratismus.
Entgegen dem gängigen Klischee bestimmt auf Kuba gar nicht die „Partei“, sondern Volksdeligierte in der Nationalversammlung, die nicht der „Partei“ angehören, sondern über regionale Komitees bestimmt werden. Diese werden in allgemeinen Wahlen von der Bevölkerung bestimmt, sind aber zumeist keine Parteipolitiker und „Mitglieder“. Das leerwort von dem Volk als Souverän ist hiermit zumindest mehr als nicht-Leerwort geachtet, als zumindest in den meisten anderen Staaten – vor allem derjenigen der Westlichen Wertegemeinschaft.
Das es sich bei Kuba um eine „Diktatur“ handelt ist einigermaßen zweifelhaft, da die Deligierten jeder Zeit abgewählt werden können – was auch geschieht. So berichtet selbst Anmesty International – sicherlich keine Pro-Kuba-Organisation – das zwar Dissidenten im Knast sitzen, aber etwa weniger als in EU-Staaten wie Tschechien, vielleicht auch wie in Deutschland – aber darauf ging man dann doch nicht ein.
Das besondere an Kuba ist das es sich beim „kubanischen Sozialismus“ um eine autochtone und nationale Revolution handelt. So strahlt die kubanische Revolution, auch bei ihrer internationalen Wirkung, davon das sie „selbst gemacht“ war. Sie entsprang einem nationalsouveränen und landesspezifistischen Akt gegen die Batista-Diktatur und der Vormunschaft der USA und einem Freiheitsdrang der sich aus dem Willen zu einem nationalsouveränismus der Mehrheit der Kubaner ergab und ergibt. Dagegen war etwa der Sozialismus in der DDR und anderen Staaten Ost- und Mittelosteuopas eher aufgeproft und ein „Import“ war, wohin man es auf Kuba mit einem Sozialismus aus einer eigenen und nationalen Tradition zu tun hat.“Die Revolution ist ein ureigenes Produkt unseres Landes“, bekräftigte Castro. Weiter: „Niemand hat uns gesagt ,was wir zu machen hätten, und wir haben es gemacht. Niemand wird uns vorzuschreiben haben, wir wie sie fortführen. Und damit werden wir weitermachen.“
Paradoxerweise kam Fidels großer Erfolg erst nach dem Ableben des Realsozialismus. Von Venezulea, Bolivien bis Nicaragua und anderen Staaten setze sich der „Sozialismus des 21. Jahrhunderts“ durch, deren Staatschefs allesamt Fidel als den „Urinsperator“ sahen. Sogar reformistische aber patriotische Regierungen von Argentinien bis Brasilien verbeugten sich vor der realpolitischen und ideolologischen Leistungen Castros. Dies hätte wohl selbst der wildeste Antikommunist 1960, 1980 oder 1990 nicht für möglich gehalten.
Ein zusätzlicher „Schock“ war zudem die Versöhnung mit dem Vatikan. Gute Beziehungen bestehen zudem zu Russland, China und Indien, so das von einer „Isolierung“ Kubas nicht mehr die Rede sein kann.
Verfasser: Sozrev
Anmerkung: Fidel Castro ist ein relativ fleißiger Buschsreiber, so gibt es über 20 Castro-Bücher, die aber zumeist nur auf spanisch und englisch zu haben sind. Auf deutsch sind allerdings seine „Interview-Bücher“ Namens „Nachtgespräche“, Mein Leben“ sowie die Wiedergabe seiner langen Rede „Die Geschichte wird mich freisprechen“ sowie das Buch „Unsere Stärke liegt in der Einheit“ erschienen.