Horst Wessel ohne Legende

Wir veröffentlichen an diese Stelle folgenden Text der im Jahr 2000 auf die-kommenden erschien.

Verfasser: Richard Schapke

„Wer in Berlin zur SA kam, trat unter die Verfemten. Sein Weg wurde zum engen Paß zwischen Polizei und Pöbel. Hier hatte er zu stehen oder zu fallen.“
– Joseph Goebbels

Der zusammen mit Hans Maikowski wohl prominenteste „Blutzeuge“ der Berliner NSDAP wurde am 10. Januar 1907 in Bielefeld als Sohn eines Pfarrers und Freimaurers geboren. Nach dem Umzug der kleinbürgerlichen Familie nach Berlin besuchte Horst Wessel daselbst das Gymnasium. Der Trotz gegen Herkunft und Umfeld zog ihn schon früh in die Politik – bereits im Jahr 1922 trat er dem Bismarck-Orden, Ortsgruppe 21 „Kronprinzessin“, bei. Hierbei handelte es sich um eine vom späteren NS-Gauleiter Wilhelm Kube geführte Vorfeldorganisation der Deutschnationalen Volkspartei.Im Rahmen der vom Orden geleisteten Saalschutzdienste für politische Veranstaltungen geriet Horst Wessel im Frühjahr 1924 in Kontakt mit Kapitän Ehrhardts Wiking-Bund. Dieser fungierte als Sammelbecken der ehemaligen Angehörigen der maßgeblich am Kapp-Putsch beteiligten Marinebrigade Ehrhardt („Hakenkreuz am Stahlhelm“), ferner machte er hier die Bekanntschaft ehemaliger Terroristen der nebulösen Organisation Consul. Die OC zeichnete unter anderem für die Ermordung des Erfüllungspolitikers Matthias Erzberger oder des Reichsaußenministers Rathenau verantwortlich.Wessel zeigte sich nachhaltig beeindruckt vom bedingungslosen Aktivismus der Ehrhardt-Anhänger, der sich wohltuend vom reaktionären Charakter der Deutschnationalen abhob. Folgerichtig wurde er, obwohl Träger des Silbernen Ehrenzeichens, zusätzlich Mitglied des Wiking-Bundes, was ihm im Juli 1924 ein (niedergeschlagenes) Ausschlußverfahren einbrachte. Der Grund ist darin zu suchen, daß der Gymnasiast sich auf einer Veranstaltung – damals für Ehrhardt-Anhänger nicht unüblich – in NS-Uniform zeigte.

Der Bruch war dennoch nicht mehr aufzuhalten. Am 12. Februar 1925 verließ Horst Wessel den Bismarck-Orden und widmete sich völlig dem Einsatz für den Wiking. Dem tat auch die Immatrikulation als Student der Rechtswissenschaften am 19. April 1926 keinen Abbruch. Nur einen Monat später wurde der Bund in Preußen verboten, weil sein Berliner Landesführer Sodenstern angeblich in Putschvorbereitungen verwickelt war. Das entsprechende Verfahren mußte übrigens aus Mangel an Beweisen eingestellt werden.

Horst Wessel, nunmehr politisch heimatlos, konnte sich mit dem Vereinsleben seiner schlagenden Verbindung nicht zufriedengeben. Für Verstimmung dürfte bei dem jungen Aktivisten auch Ehrhardts zeitweilige Allianz mit dem reaktionären Stahlhelm gesorgt haben. Als Alternative bot sich die im Aufbau befindliche Berliner SA an, in deren Reihen Heinz Hauenstein, der bekannte ehemalige Freikorpsführer und Pionier der norddeutschen NSDAP, die sozialrevolutionären Elemente in Opposition zu Gauleiter Schmiedicke und SA-Kommandeur Daluege versammelte. Trotz der zu diesem Zeitpunkt im Gau Berlin herrschenden anarchischen Zustände tauchte Wessel im Oktober 1926 in der Mitgliederliste der Berliner Sturmabteilung auf.

Am 1. November 1926 übernahm Joseph Goebbels die Führung des zerfallenden NS-Gaues und machte sich an dessen Reorganisation. Im Gegensatz zur landläufigen Meinung war Wessel nicht gerade überzeugt von den Fähigkeiten seines neuen Gauleiters, wozu die Verdrängung Hauensteins beigetragen haben mag. Ungeachtet aller Zweifel erwarb er im Dezember das Mitgliedsbuch der NSDAP. Der offene und sich vor Autoritäten nicht beugende Charakter Horst Wessels dürfte zu einer direkten Aussprache mit Goebbels geführt haben (die Tagebuchaufzeichnungen aus dieser Zeit sind verschollen). Eventuell ist auch das damalige Interesse des Gauleiters für den NS-Studentenbund auf diese Kontakte zurückzuführen. Ein eindrucksvolles Erlebnis für Wessel dürfte die Teilnahme am 3. Reichsparteitag in Nürnberg (August 1927) gewesen sein, auf dem es zu heftigen Auseinandersetzungen um den Studentenbund kam.

Im Wintersemester 1927/28 ging der Jurastudent für ein Semester nach Wien und erhielt parallel den Auftrag seines Gauleiters, hier die Jugendarbeit der österreichischen Nationalsozialisten zu studieren. Die Voraussetzungen erwarb Wessel sich, indem er vorübergehend eine Einheit des Bundes Deutscher Arbeiterjugend (später Hitler-Jugend) führte. Während der Wiener Zeit beteiligte er sich an den Krawallen gegen die Jazzoper „Johnny spielt auf“. Bezeichnenderweise teilte Wessel am 20. Februar 1928 einem Freund brieflich mit, im Gegensatz zu Berlin sei der NS-Gau Wien mustergültig organisiert.Nach Beendigung des Semesters in Wien brach Horst Wessel sein Jurastudium ab und übernahm die SA-Straßenzelle am Berliner Alexanderplatz, die zum überaus sozialrevolutionär eingestellten SA-Sturm 1 der Standarte 4 gehörte. Ferner tat er sich als Propagandaredner hervor. Beispielsweise attackierte Wessel am 15. Januar 1929 in Berlin-Friedenau heftig die Deutschnationalen. Im Anschluß bedauerte er im Gespräch mit Goebbels den mangelnden Aktivismus innerhalb der SA. Der Gauleiter notierte: „Ich sitze in einer Zwickmühle. Werden wir in Berlin aktivistisch, dann schlagen unsere Leute alles kurz und klein.“ Es folgten regelmäßige Treffen, in denen Wessel und Goebbels vor allem das Verhältnis der NSDAP zu den Deutschnationalen bzw. dem Stahlhelm und zur national-sozialistischen Revolution diskutierten.Auch Goebbels zeigte sich wenig begeistert, als Hitler im April 1929 die Annäherung an die bürgerliche Rechte einleitete und sich gar positiv zur parlamentarischen Arbeit aussprach: „Und gerade jetzt, wo es darauf ankommt, die Nerven zu behalten. Es ist zum Auswachsen. Wir haben noch zuviele Spießer in der Partei. Der Münchener Kurs ist zuweilen unerträglich. Ich bin nicht bereit, einen faulen Kompromiß mitzumachen. Ich werde, und wenn es meine persönliche Position kosten soll, den geraden Weg gehen. Ich zweifle manchmal an Hitler…Es hat in den SA-Gruppen schon ernste Verwirrungen gegeben.“ Nach einer dieser Unterredungen beschloß der Berliner Gauleiter den offensiven Kampf gegen die deutschnationale Reaktion, da Hitler alle diesbezüglichen Anfragen nicht beantwortete.Dieser Kampagne fiel die Münchener Reichsleitung in den Rücken, als sie sich (möglicherweise auf Vorschlag ausgerechnet Otto Strassers) am Volksbegehren gegen den Young-Plan beteiligte. Hierzu der NS-Linke Bodo Uhse, durchaus ein Seelenverwandter Horst Wessels: „Mit denen, die wir tagtäglich leidenschaftlich anklagten, denn sie schändeten mit ihrer Profitgier den Namen der Nation, mit den krebsfüßigen Rückwärtslern voll ekelhaften Standesdünkels hatte Hitler die jungen Armeen der Braunhemden verkoppelt. Er hatte in der entscheidenden Stunde, da der Kampf außerhalb der Gesetze dieses Staates geführt werden mußte, seinen Weg in die friedlichen Gehege der Weimarer Demokratie gerichtet, hatte in Gemeinschaft durchschauter Scharfmacher, denen die Nation niemals mehr gewesen als ein Deckmantel für ihre Geschäfte, an das Volk eine Frage gerichtet, die nicht ehrlich gemeint, die ein Betrug war. In dem Augenblick, da Gefährliches zu tun notwendig schien, spielte Hitler ein sicheres Spiel. Er verband sich mit der Reaktion und dem unzufriedenen Kapital.“ Dieser Weg führte zur Harzburger Front, zur Verfolgung von Parteilinken und unorganisierten Nationalsozialisten während des Dritten Reiches. Der Kulminationspunkt war das Massaker vom 30. Juni 1934.Horst Wessel fungierte seit dem 1. Mai 1929 als Truppführer in Berlin-Friedrichshain und baute hier den SA-Sturm 5 auf. Unter seinen Leuten befanden sich zahlreiche ehemalige Rotfrontkämpfer und Kommunisten, was sich auch in der Bildung einer bislang nur bei der KPD vorhandenen Schalmeienkapelle ausdrückte. Der irrlichternde Student dichtete anhand eines kommunistischen Kampfliedes das Lied „Die Fahne hoch!“ („Hitlerfahnen über Barrikaden“), das später – auf Befehl Röhms entschärft – zur zweiten Nationalhymne des Dritten Reiches werden sollte. Nach einem wenig beachteten Auftritt in Frankfurt/Oder erlebte das Horst-Wessel-Lied am 6. September 1929 seine Premiere in Berlin. Kurz darauf wurde es auch im „Angriff“ abgedruckt.Zu diesem Zeitpunkt hatte Horst Wessel sich jedoch mehr und mehr aus der Parteiarbeit zurückgezogen. Die Gründe hierfür sind zum einen in der Enttäuschung über den probürgerlichen Kurs Hitlers, zum anderen jedoch in der Beziehung zur ehemaligen Prostituierten Erna Jaenicke zu sehen. Das junge Paar quartierte sich bei Witwe Salm in der Großen Frankfurter Straße 62 ein. Nach Streitigkeiten erinnerte die Vermieterin sich der Genossen ihres verstorbenen Mannes, der Aktivist beim Roten Frontkämpferbund gewesen war.

Auf der Stelle – es war der 14. Januar 1930 – machte sich ein Rollkommando unter dem kommunistischen Zuhälter Albert „Ali“ Höhler auf den Weg. Die vorgesehene „proletarische Abreibung“ für Wessel geriet aus den Fugen, denn Höhler kannte Erna Jaenicke noch aus schlechteren Zeiten. „Ali“ zog auch für seine Genossen unerwartet eine Pistole und streckte Horst Wessel mit einem Mundschuß zu Boden. Am 23. Februar erlag er nach wochenlangem Ringen seinen schweren Verletzungen. Gauleiter Goebbels – aufrichtig erschüttert und möglicherweise getrieben vom schlechten Gewissen, war er doch durchaus ein aufmüpfiger Repräsentant der Parteilinken – nutzte die Gelegenheit und baute den Sturmführer 5 zum Märtyrer der Bewegung auf – gegen den Einspruch der Münchener Reichsleitung.Schon am 26. Februar erschien der „Angriff“ als Horst-Wessel-Sondernummer, und am 1. März erfolgte mit großem Aufwand die Beisetzung auf dem Berliner Nikolaikirchfriedhof. Als Redner traten Goebbels, der Oberste SA-Führer Franz Pfeffer von Salomon, Standartenführer Breuer und zwei Vertreter des NS-Studentenbundes auf. Hitler ließ sich demonstrativ entschuldigen, was im übrigen ein weiteres Indiz für das schlechte Verhältnis zum Gau Berlin war. Der Parteichef zog es vor, sich in Berchtesgaden zu „erholen“. Während der Feierlichkeiten randalierten Kommunisten in der Umgebung herum und verunstalteten gar den Friedhof in Anspielung auf Erna Jaenicke mit dem Spruch: „Dem Zuhälter Horst Wessel ein letztes Heil Hitler!“ Wie als Antwort auf die desinteressierte Haltung Hitlers warf Goebbels sich am 4. April im Berliner Sportpalast mit Zitaten aus dem Horst-Wessel-Lied demonstrativ in Revolutionspose.Am 26. September 1930 wurden die Mörder Horst Wessels zu langjährigen Haftstrafen verurteilt; die höchste Strafe erhielt Höhler mit sechs Jahren und einem Monat Zuchthaus. Die Erbitterung der SA über das würdelose Verhalten der Kommunisten legte sich dadurch selbstredend nicht (die Täter ereilte ihr Schicksal im September 1933, als die SA ihr Gefängnis stürmte). Als Anfang April 1931 die ostelbische SA unter Major Stennes gegen die Münchener Führung revoltierte, lehnten die Rebellen mit Hinweis auf den 1. März 1930 ein Zusammengehen mit dem auch für unorganisierte Nationalsozialisten offenen Kampfbund gegen den Faschismus ab. Goebbels nahm hier übrigens eine sehr dubiose Rolle ein; möglicherweise war er in die Vorbereitungen der Revolte verstrickt. Zumindest strebten die Rebellen danach, ihn und nicht den unsympathischen Otto Strasser als Führer einer unabhängigen norddeutschen NSDAP zu gewinnen.

Auch nach dieser Affäre, die ihm beinahe die Strafversetzung nach – Wien eingebracht hätte, betrieb Goebbels den Personenkult um seinen ehemaligen Diskussionspartner. Am 15. August 1931 vollzog er beispielsweise in Berlin die Fahnenweihe der neuen SA-Standarte 5 „Horst Wessel“. Im Juli 1932 folgte im Parteiverlag das Buch „Horst Wessel – Leben und Sterben“, und der im Herbst veröffentlichte Roman von Hanns Heinz Ewers „Horst Wessel“ erreichte binnen weniger Wochen eine Auflage von 30.000 Exemplaren. Auch Otto Strasser versuchte, den Märtyrer für sich zu vereinnahmen; u.a. erschien am 30. Oktober 1932 in der „Schwarzen Front“ ein Artikel zur Erinnerung an den revolutionären Nationalsozialisten Horst Wessel.

Literaturhinweise:

Arnolt Bronnen: Arnolt Bronnen gibt zu Protokoll, Kronberg im Taunus (2. Auflage) 1978
Helmut Heiber: Joseph Goebbels, München (3. Auflage) 1988
Gabriele Krüger: Die Brigade Ehrhardt, Hamburg 1971
Patrick Moreau: Nationalsozialismus von links, Stuttgart 1984
Thomas Oertel: Horst Wessel. Untersuchung einer Legende, Köln/Wien 1988
Karl O. Paetel: Reise ohne Uhrzeit, Worms 1982
Ralf Georg Reuth (Hrsg.): Joseph Goebbels. Die Tagebücher, München (2. Auflage) 1999
Otto Ernst Schüddekopf: Linke Leute von rechts, Stuttgart 1960
Bodo Uhse: Söldner und Soldat, Berlin/Weimar (2. Auflage) 1974

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Kommentare

  • Bernd Grett  Am 11. Oktober 2012 um 10:03

    In dem Artikel von 2000 wurde die Behauptung aufgestellt, die Berliner KP-Führung habe nichts von dem gaplanten Anschlag gewusst, und auch die Täter nicht unterstützt.
    Diese These ist nun, da historisch unhaltbar, in dieser gekürzten Version nicht mehr enthalten. (Und das ist gut so)

    Der im ersten Weltkrieg unter anderem als Militärgeistlicher tätige Vater von Horst Wessel gehörte niemals irgendeiner Freimaurenloge an !

    Horst Wessel hatte sich vor seinem Tode keinen Augenblick aus der aktiven Parteiarbeit zurückgezogen !

    Das Goebbels im Rahmen der Stennes-Revolte eine „dubiose Rolle“ einnahm, oder gar in irgend einer Form in diese involviert war, ist reine Spekulation, und durch keinerlei zeitgeschichtlichen Dokumente belegbar !

    Dies beweist allein die Tatsache, das Goebbels die Redaktionsräume „des Angriffs“, welche kurze Zeit von „Stennesleute“ besetzt waren, ungehend polizeilich räumen ließ !

    Die Behauptung, daß Goebbels deswegen beinahe „nach Wien strafversetzt“ wurde,
    ist ebenfalls reine Spekulation und durch keinerlei seriöse Quellen abgesichert.

    Diese These erscheint auch in k e i n e r der im Anhang angegebenen Quellen !

    Ansonsten aber sehr interessant zu lesen, da es u.a. die ideologische Bandbreite der damaligen NSDAP recht anschaulich schildert.

    Ich hatte 2000 einen ähnlichen Artikel mit entsprechenden Quellenangaben als Antwort verfasst, welcher wohl mittlerweile im “ Orkus des www“ verschollen ist.

  • sozrev  Am 12. Oktober 2012 um 15:37

    Das ist kein „gekürzter“ Artikel, sondern die Version wie sie ursprünglich auf die-kommenden zu lesen war.

    Bei Quelleangaben sollte man in erster Linie nicht auf Propaganda zurückgreifen, sondern durchaus wissenschaftliche Arbeiten heranziehen. Die von dem Verfasser Schapke herangezogenen Quellen gehören mehrheitlich der Abteilung wissenschaftlich fundierte Quellen an. Das Geschreibe auf KS-Seiten zu Wessel eher zu der Kategorie einseitige Propaganda.

  • Bernd Grett  Am 12. Oktober 2012 um 16:03

    Das habe ich gar nicht in Abrede gestellt, wobei der Begrif „wissenschaftliche Arbeiten“ sicherlich nicht unbedingt wertneutral von den verschiedenen Seiten gleich bewertet wird !?
    Wie in vergangenen diesbezüglichen Diskussionen wird es aber tunlichst vermieden, auf meine speziellen Einwände sachlich/faachlich einzugehen.
    Es werden lediglich einige verbale Nebelkerzen imZusammenhang mit „Geschreibsel und Propaganda“ geworfen.
    Egal,aber lassen wirs halt dabei.
    Was bedeutet die Abkürzung „KS-Seiten“ ?

  • Schwab  Am 13. Oktober 2012 um 07:47

    @Bernd Grett

    Der Wahrheit um den wahren Horst Wessel wird man sich nur annähern können. Vorsicht ist geboten e i n e r s e i t s bei der Verunglimpfung Wessels durch bürgerliche und linke Autoren, a n d e r e r s e i t s auch gegenüber der Verherrlichung und nachträglichen Legendenbildung durch die neonazistische Position. Letzteres findet man auch bei Stalinisten, die den absolut makellosen Stalin vorführen, SPDlern, die die Lichtgestalt Willy Brand aufs Schild heben oder jetzt von der CDU ein geglätteter Helmut Kohl kreiert wird, usw.

    Ich persönlich hatte übrigens schon ca. 1989 auf dem Gymnasium vor der gesamten Klasse meinem „linken“ Geschichtslehrer widersprochen, als dieser Wessel als „Zuhälter“ darstellte.

    Was mich viel mehr interessieren würde: welche Lehren hast Du aus dem Ausstieg Deines Vorbildes Axel Reitz gezogen? Welche Lehren hat unter Umständen Ralph Tegethoff daraus gezogen, der mich als „antideutscher Bolschewist“ beschimpft, vor ca. zwei Jahren gemeinsam mit Reitz gegen mich zu Felde gezogen war? Mittlerweile scheinen sich die Reihen zu lichten (Reitz, Flex, Thierry usw.). Die Reihen sind nicht mehr ganz so geschlossen. Das ist halt der Unterschied zwischen Propaganda und Wirklichkeit. Die Weltanschauung sollte schon der Wirklichkeit entsprechen, wie man die Welt eben anschaut.

  • sozrev  Am 14. Oktober 2012 um 13:04

    Bernd Grett neigt dazu Kritik am historischen NS oder Regierungs-NS grundsätzlich als „Antifa-Argumente“ abzuqualifizieren. Er macht den Fehler wie viele andere vergangenheitslastige Nationale die „Regierung Hitler“ grundsätzlich mit dem deutschen Nationalismus gleichzusetzen. Dammit geht er dem BRD-System auf die Leimrute, dieses argumentiert nämlich genau so. Also deutsche Nationalrevolutionäre werden sich dann sicherlich einen Julius Streicher nicht als historisches Vorbild nehmen (Thiazi-Schreiber Grett wird dies dann anders sehen).

  • Schwab  Am 14. Oktober 2012 um 16:02

    Bernd Grett muß man psychologisch betrachten: Gemütsmensch, Altersgruppe wie Udo Voigt, etwas älter ist Karl-Heinz Hoffmann: die Kindheitserfahrungen sind entscheidend: alle drei haben Väter, die in der Wehrmacht dienten, teilweise im Krieg blieben.

    Die Motivation, nationale Politik zu machen, ist wohl zuerst die, die Soldatenehre der eigenen Väter zu verteidigen. Da man immer noch uneingeschränkt an die Volksgemeinschaft im Dritten Reich glaubt, ist auch – bei manchen! – der Führer und oberste Befehlshaber der Wehrmacht nach wie vor unfehlbar. Die eigenen Väter von Hitler zu trennen, würde bedeuten, die Volksgemeinschaft im Nachhinein aufzulösen, sie zu verraten. Dies nenne ich den „Tegethoffschen Reflex“.

    Ich bin in meinen Artikeln „Verräter Hitler“ und „Feigling Hitler“ einen anderen Weg gegangen. Ich kann mir sehr wohl vorstellen, daß mein in Stalingrad vermißter Großonkel Anton Schwab (wie die anderen) tapfer gekämpft hatte. Die Kriegsziele und Entscheidungen der Staatsführung sind davon unabhängig zu behandeln.

    Daraus entsteht der Zwiespalt, daß ich mich schon öfter dabei ertappt hatte, daß ich mir eigentlich wünsche, die Armee, in der mein Großonkel diente, hätte den WK II gewinnen sollen. Aber es hätte sich nicht alles durchsetzen sollen, was Hitler und Himmler vertraten.

    Bei der Antifa ist es so, daß die sagt, es sei gut, daß sich das Weltbild Hitlers und Himmlers nicht durchsetzte, deshalb sei es gut, daß ihre (Ur-) Großväter in Stalingrad etc. verreckt sind. Das ist so nicht akzeptabel.

    Am besten wäre es gewesen, die oberste Wehrmachtsführung hätte spätestens 1943 gegen Hitler geputscht, ihn mit Bewachung ins komfortable Seniorenheim „Berghof“ abgeschoben. Dann hätte man vorübergehend eine Militärdiktatur einrichten sollen, mit Oberbefehl Erich von Mansteins, des „genialsten“ Generals, den Hitler hatte (Guido Knopp über Manstein). Für mich ist Manstein der größte deutsche Feldherr im 20. Jahrhundert. Vor seinem Genie hatten die Alliierten Angst.

    Siehe:

    Manstein hätte 1943 die Ostfront stabilisiert, gegen die Rote Armee ein Patt und einen Waffenstillstand oder Sonderfrieden erreicht. Die Westalliierten hätten wahrscheinlich nicht mehr erfolgversprechend im Westen eine neue Front eröffnen können. Mit Manstein wäre die 6. Armee erfolgreich aus dem Kessel von Stalingrad ausgebrochen, möglicherweise hätte ich, Jahrgang 1967, meinen Großonkel Anton Schwab noch kennen lernen können.

    Aber wäre und hätte …

  • Bernd Grett  Am 15. Oktober 2012 um 09:19

    Freue mich über die rege Diskussion, die ich offenbar hier angefacht habe.
    Im Großen und Ganzen eine recht interessante Argumenmtation.

    Sozrev. kann es allerdings einmal mehr nicht lassen, einige denunziatorische Schläge unter die Gürtellinie auszuteilen !

    Die versuchte Verächtlichmachung als “ Thiazi-Schreiber“ ist mehr als erbärmlich !
    Offensichtlich muß dem zu Folge „sozrev“, der sich wohl über Jahrzehnte fürchtet, unter seinem Klarnamen zu publizieren, ein „Thiazi-Leser“ sein.
    Aber diese Albernheiten möchte ich hier nicht länger auswalzen !

    Übrigens, für mich war Generalfeldmarschall Schörner der fähigste Truppenführer des zweiten Weltkrieges, auch wenn mein mittlerweile verstorbener Herr Vater gegen Ende des Krieges in Italien einige Monate als Fahrer für GFM v. Manstein eingesetz war.
    Übrigens nach seinen Erzählungen ein Mann mit „Herzenswärme“ ohne jeglichen
    Standesdünkel !
    .
    Bezüglich Schörners höre ich bereits die Schlagwörter „Schlächter, Soldatenschinder “ usw. , aber seit versichert, ich hatte durch Zufall in den späten 60igern und 70iger Jahren des Öfteren Gelegneheit, mit ehemaligen Frontkämpfern über Schörner zu sprechen.
    Die diesbezüglichen Urteile vielen durchweg positiv aus. Viele sprachen so gar mit einer gewissen Hochachtung und Verehrung über ihn.

    Ach ja, ich hatte nun mal die Ehre, hautnah zu erleben, wie damals schon die frühe Nachkriegspropagande von dem tatsächlichen Erzählungen der Frontgeneration abwich!

    In sofern ordnet mich Jürgen Schwab, den ich übrigens nach wie vor sehr schätze, im Zusammenhang mit meiner “ persönliche Prägung“, in weiten Teilen durchaus zutreffend ein.

    Mkg Bernd Grett

  • Bernd Grett  Am 15. Oktober 2012 um 10:23

    @ Jürgen Schwab

    Zum Thema Axel Reitz.
    Wenn dieser nun seinen entgültigen Ausstieg aus der „großen Politik“ kundtut, ist dies natürlich seine ureigenste persönliche Entscheidung.
    Wenn man unter Umständen wieder mehrjährige Freiheitsstrafen vor Augen hat, ist dies garnicht so unverständlich
    .
    Eine ander Frage wäre die Belastung von entsprechenden Kameraden aus der „Szene“.

    Mittlerweile wird davon ausgegangen, daß dies so gut wie garnicht, und wenn doch , dann nur in äußerst geringfügigen Umfang passierte !?

    Christian Worch hat wohl interessanter Weise ein entsprechendes „Gutachten“ im Netz veröffentlicht, welches diese These untermauert.
    .(Wen es interessiert, ich kann den entsprechenden Link noch raussuchen)

    Um abschließend urteilen zu können, sollte man auch sicherlich versuchen, A.Reitz selbst zu Worte kommen zu lassen .

    Natürlich habe ich Axel Reitz ob seiner Rednereinsätze, die ich mehrmals „live“ miterlebete, sehr geschätz.
    Ja, ich bin über die weitere Entwicklung (Ausstieg) entäuscht, mache es aber der Person nicht unbedingt zum Vorwurf
    .
    Dich einen antideutschen Bolschewisten zu nennen, ist natürlich mehr als lächerlich, wenn diese Äußerungen denn tatsächlich von den entsprechenden Personen getätigt worden sind.!?

    Was ist mit Thierry bezüglich eines „Ausstieges“ vorgefallen?
    Ich habe mich für diese Person, wenn überhaupt, dann nur „am Rande“ interessiert

    MkG B.Grett

    PS Eine Podiumsdiskussion zwischen Dir u. A.Reitz hätte ich für äußerst interessant gehalten !
    (Voller Saal garantiert!?)
    Wollte das in der Vergangenheit mal organisieren.
    Das dürfte ja leider nun „Geschichte“ sein.

  • Schwab  Am 16. Oktober 2012 um 15:47

    @Bernd Grett

    Immer wenn Dein Weltbild ins Wanken gerät, rufts Du: „Wir wolln Beweise, klare Beweise, klare Beweise und kein Schanddiktat … .“

    Der Text Tegethoffs müßte Dir eigentlich bekannt sein. Du kannst Dir gerne mein Zitat bei ihm bestätigen lassen. Der Text wurde auf Freies Netzt Köln und Altermedia veröffentlicht, die Kernaussagen, ich sei „antideutsch“ und „Bolschewist“ kannst Du über google mehrfach finden. Die oben genannten Netzseiten sind mittlerweile entweder vom Netz genommen (Freies Netz Köln) oder der Text ist weg (Altermedia). Aber bitte, frag bei Tegethoff nach.

    Daß Schörner Dein Vorbild ist, verwundert mich nicht. Das war der typische Hitler-unkritische Durchhalte-General. Ganz anders Manstein, der Hitler wenigstens, was die Kriegsstategie betraf, widersprach. Manstein war antisozialistisch, aber das ist nicht das Thema, mir ging es um den militärischen Strategen, ein guter Truppenführer auf mittlerer Ebene ist was anderes, das mag Schörner gewesen sein.

    Thierry ist dem Wortsinne nach ausgestiegen, nicht über VS und Presse, hat sich einfach zurückgezogen. Nachdem er sich auf NPD-Ebene nach Tod Riegers nicht durchsetzen konnte, zog er sich nach Oberösterreich zurück, arbeitete dort als Chef vom Dienst eines bürgerlichen Systemblatts, wurde von der Antifa enttarnt. Google mal nach Thierry und setz diesen Namen in die SdV-Suchfunktion ein. Da steht auch was über den „neuen Thierry“.

    Reitz hatte wohl wenige Freunde, schuf sich welche, indem er diversen NS-lern das sagte, was sie hören wollten. Dann hatte er „Freunde“ … Schon Wochen vor seinem Abtauchen erzählte er Kameraden, daß er an seinem Kurs zweifelte. Aber den zu ändern und der SdV Recht zu geben, dazu war er zu schwach. Ein Sektenguru kann auch nicht zu seinen Jüngern sagen, er habe sich geirrt. Er muß von der Bildfläche verschwinden. Ein schwacher Abgang!

    Leute, die ihre beruflichen und privaten Perspektiven nicht kaputt machen wollen, sollen aus der zweiten Reihe für die SdV arbeiten, werben und spenden.

  • Bernd Grett  Am 17. Oktober 2012 um 12:12

    O.K. Vielen Dank für die Auskunft. Die „Positionen“ dürften ja nun geklärt sein.
    Das soll einer Zusammenarbeit , meinetwegen auch in „kritischer Solidarität“, nicht hinderlich sein.
    Jeder nach seinen Möglichkeiten !

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