Die vielen Tode des Wolfgang Pohrt

Wer bitte schön soll das sein? Wer ist Wolfgang Pohrt? Nun der Publizist Wolfgang Pohrt kann wohl zurecht als der ehemalige „Spiritus Rector“ des antideutschen Neokonservatismus in der deutschen Linken bezeichnet werden – auch wenn diese Linke weder deutsch und zum Teil mittlerweile auch nicht mehr „links“ sein will. Pohrt ist zudem ein großer Provokateur, ein Brachialpolemiker und jemand der so manche furchtbare Dinge schrieb. Wolfgang Pohrt dem es zuzuschreiben ist, das sich überhaupt eine antideutsche Linke entwickelte hat sich aber schon vor Jahren als Dissident von dem Spektrum das er einst befeuerte los gesagt und ins politische Niemansland verabschiedet.

Pohrt war Antideutscher bevor es dieses Spektrum überhaupt gab. Auch wenn schon davor Eike Geisel antideutsche Vorarbeit geleistet hatte, allerdings ohne wirkliche „Theorie“ hinter der Anklage gegen „die Deutschen“. Mit seinem „Hauptwerk“, welches zugleich sein Erstling unter bislang 16 Büchern ist, mit „Theorie des Gebrauchswerts“, aus dem Jahr 1976 hat Pohrt wohl die antideutsche Ideologie „erfunden“. Der marxistische Wertkritiker Robert Kurz befand wohl zurecht das es sich bei diesem Buch um das einzige wirkliche Ideologische Werk von Wolfgang Pohrt sei. Pohrt hatte darin zwar eine Wertkritik entwickelt die an sich durchaus vorgab den Kapitalismus zu kritisieren und dabei gleichsam den Realsozialismus verdammt, aber er gab darin schon das antideutsche Diktum vor. Der Kapitalismus sei viel zu „genial“, als das er abschaffbar sei. Was aber nicht zu überwinden ist, dies kann man auch nicht ernsthaft in Frage stellen, so der Schluss der sich daraus für die heutigen neoliberalen Antideutschen ergab und ergibt. Daraus entwickelte sich ein Spiritismus der zunächst besagte das der Kapitalismus „faktisch“ gar nicht zu kritisieren sei, wegen des in ihm enthaltenen „Glücksversprechens“. Noch etwas später wurde daraus das der Neoliberalismus noch zu harmlos sei, man bräuchte noch eine radikalere Version des kapitalistischen Glücksversprechens.

Siehe: https://www.buecher.de/shop/fachbuecher/theorie-des-gebrauchswerts/pohrt-wolfgang/products_products/detail/prod_id/22050339/

In den 80er-Jahren brachte es Pohrt dann zum Starkolumnisten des linken Monatsmagzines konkret. Darin „überführte“ Pohrt mittels seiner Polemiken die Friedens, Anti-Atomkraft und Umweltbewegungen des „Deutschnationalismus“, des „Antisemitismus“ und gar einer linken Nazi-Variante. Dieser Nazivorwurf den Pohrt von Links gegen Linke aufbrachte sollte sich später zum Mainstream in der deutschen Linken entwickeln. Dies war alles unterfüttert mit dem pohrtschen Hinweis das die Deutschen grundsätzlich brandgefährlich, „krank“ seien, so das potentiell jeder Deutsche ein Nazi oder etwas vergleichbares sei, auch wenn er sich selbst Antifaschist nenne. Beim linken Antikapitalismus und Antizionismus handele es sich nur um Tarnideologien eines „Linksnazismus“. So das potentiell nicht nur jeder Linke höchst verdächtig sei sondern insbesondere die Arbeiterklasse. Pohrt war der erste der sich die Polemik von dem „Prolet-Arier“ einfallen ließ. Wenn aber nun die Arbeiterklasse aus braunen Gesellen bestünde, sei der bürgerliche Kapitalismus als Rettungsanker vor diesem drohenden „Faschismus“ zu verteidigen.

Anfang der 90er sollte Pohrt die neokonservative Kriegsbegeisterung und einen Bellizismus in die Linke bringen. In konkret forderte er gegen Saddam Hussein „zum Schutz Israels“ die nukleare Pulverisierung des Irak. Der US-Imperialismus sei im Gegensatz zur PDS und dem Pazifismus der Deutschen eine „hoch moralische Angelegenheit“. Dies alles sollte in der Folge so oder in abgeschwächter Form in der Linken hegemonial werden. Die pohrtschen Thesen wurden von Antifa-Gruppen bis hinein in die Linkspartei übernommen. Auch wenn die Jüngeren sicherlich Pohrt nicht gelesen haben dürften. Die Ursprünge dieser WWG-Ideologie in der Linken sind aber sicherlich zu nicht unerheblichen Teilen auf das Schaffen von Wolfang Pohrt zu beziehen. Nun ist er nun davon nicht alleine verantwortlich zu machen, aber als Stichwortgeber nahm er eine nicht unerheblichen Einfluss.

Was Pohrt damals wie auch den damaligen Jürgen Elsässer herumtrieb war die „Gefahr eines 4. Reiches“. Ein deutscher „Nationalismus“ sei durch die Wiedervereinigung auferstanden der da münden würde wo 1933 das 3. Reich begann. Die Deutschen hätten einen „genetischen Schaden“, so die antideutsche Rassentheorie von Pohrt, was etwa auf dem antideutschen konkret-Kongress „Wir lieben dieses Land und seine Leute“ nicht zu einem Schreiduell mit dem Pohrt-Kritiker Karl Held führte. Der Kongress auf dem fast die Fäuste flogen gilt heute wegen der aufgeheizten Stimmung als „Kult“. So beschimpften sich dort die Referenten gegenseitig als „Kryptonazis“ oder „Faschisten“.

Siehe: https://www.youtube.com/watch?v=NwItwS2bG2s

Was in dem Video freilich nicht vorkommt ist der damals unter Linken berühmte „Türk-Skandal“ auf dem antideutschen Kongress. Eigentlich wollten sich die Referenten dort darüber unterhalten warum die Deutschen vorgeblich „Mordrassisten“ seien sollen. Der Referent Türk formulierte aber etwas was von vielen der Zuhörer als „linke Rassentheorie“ verdammt wurde. So das die Antideutschen nicht einmal auf einem selbst organisierten Kongress vor den „Mordsrassisten“ sicher waren. Türk und Karl Held verdarben die ganze antideutsche Party.

Überhaupt blieb nicht mehr viel von dem damaligen Spektrum übrig – zumindest nicht mehr als „Deutsche sind allesamt Rassisten“-Theoretiker. Was der damalige Referent Jürgen Elsässer heute formuliert bedarf keiner großen Erläuterung mehr und das Spektrum um die Bahamas nennt die AfD die „Volkspartei des gesunden Menschenverstandes“. Auch bei der konkret wackelte der Rassismusvorwurf ab und an. Im Zuge der Grenzöffnung durch die Bundeskanzlerin macht die konkret in einer Ausgabe mit der These auf Refugees Welcome führe sozusagen zu einer „islamofaschisierung“ der BRD. Was auf dem damaligen Kongress also wohl „Mordsrassismus“ gewesen wäre. So gibt es inzwischen in konkret auch eine „Trump-Diskussion“, da sich einige Schreiber eher auf die Seite von Trump stellten.

Zu einem Skandal sollte es 1998 kommen als Pohrt auf einmal selbst die Position des „genetisch kranken“ Deutschen einnahm – zumindest sahen dies die Kritiker so, da sie ihm vorwarfen er habe auf einmal den „Ausländerfeind“ entdeckt. In seiner Polemik meinte Pohrt nun auch Eichmann sei ein Flüchtling gewesen. Asylanten seien zudem oftmals Verbrecher, Warlords, Drogenhändler und Mörder. Pohrt sollte nun abtauchen, 2003 wieder auf der Bildfläche erscheinen und für den nächsten Skandal sorgen. Bei der Veranstaltung der antideutschen Antifa wollte ihm diese – dem großen Idol – eigentlich applaudieren. Was Pohrt nun zu sagen hatte führte aber nur zu verständnislosen Staunen und Pfiffen. In Deutschland gäbe es zwar Rassismus, aber dieser gehe von migrantischen Gangs aus, welche die Deutschen terrorisiere. Der Deutsche sei anders als er einst dachte zu einem Völkermord gar nicht mehr fähig, sondern es handele sich um Weicheier. Die antideutsche Jungle World attestierte Pohrt darauf hin, dieser sei „tot“, habe sich selbst umgebracht, und nur mehr ein „ordinärer deutscher Rassist“. Positiv aufgenommen wurde der Pohrt-„Skandal“ nun von der rechten Jungen Freiheit. In einem anschließeden Interview mit der Jungen Welt – der Fragensteller war Jürgen Elsässer – erklärte Pohrt der „Kampf gegen Rechts“ sei ein Popanz, ein Ablenkunsmanöver der herrschenden politischen Klasse um von Hartz-IV und anderen Schweinereien abzulenken.

In dem Buch „FAQ“ aus dem Jahr 2004 watschte Pohrt dann seine nun im Regen stehen gelassenen Jünger ordentlich ab. Was damals ein Irrtum gewesen sei, sei nun zur Ideologie geworden. So schreibt Pohrt etwa: „Was wie eine Wiederkehr Vorkriegseuropas erschien, dieses Vorkriegseuropa mit seinem Nationalismen, Faschismen und Pogromen, war in Wahrheit das Definitive Ende dieser Zeit…..Statt souveräner Nationen war das Ergebnis ein Zusamenbruch eines ganzen Sacks von Übergangskandidaten, Deutschland vorneweg“. In seinen späteren Büchern hat Pohrt dann teilweise auch den Amerikanismus den er selbst befeuerte wieder zurück genommen und meinte das die USA für einen neuen Faschismus stünde, der etwa in Guantanomo und anderswo „demokratische“ KZs einrichte.

Siehe: https://www.perlentaucher.de/buch/wolfgang-pohrt/faq.html

Wieder sollte sich Pohrt für einige Jahre zurück ziehen. 2010 wurde eine Sammlung aus alten Texten verlegt („Gewalt und Politik“). 2012 meldete er sich wieder mit „Kapitalismus forever“. Es sollte “ Das allerletzte Gefecht“ anschließend folgen. Pohrt macht in diesen Werken nun nicht da weiter wo er 2003/2004 aufgehört hatte, sondern ermordet sich erneut selbst. Diese Zeichnen sich nun durch eine so kaum sonst zu lesende Brutalpolemik aus, segeln aber ins politische Niemansland eines Ein-Mann-Pohrtismus. Pohrt schreibt hier erneut „furchtbare Dinge“ – wie zu seinen antideutschen Zeiten. Pohrt scheint es darum zu gehen sich mit allen und jedem anzulegen. So etwas wie politischen Einfluss nehem will Pohrt scheinbar gar nicht mehr, sondern es geht im darum die Leser zu schockieren. Was wohl gelungen sein wird.

In „Kapitalismus forever“ wärmt er mitunter wieder seine „Theorie des Gebrauchswerts“ auf und erklärt den Kapitalismus zu der genialsten Einrichtung der Weltgeschichte. Zwar fällt ihm auch einiges kritisches auf oder ein, aber mit dem Hinweis das der Kapitalismus gar nicht abschaffbar sei, weil auch noch niemand etwas Besseres erfunden habe. Pohrt hält dann auch Imperialismus und Kolonialismus für etwas „gutes“ mit einer besonders furchtbaren Polemik. Zwar mag es sein das dieser massenweise Menschen ermorde, was aber egal sei, weil dadurch die „Primitiven“ nur „Vorteile“ hätten – etwa Glotze, Markenjeans und PC. Das ist nun aber antideutsche Hardcore-Ideologie, wie man sie etwa in der „Bahamas“ findet, wo kolonialistische Massenmord als „befreiende Völkermorde“ in den Himmel gelobt werden.

Manchmal muss aber bei Pohrts-Polemiken in diesem Buch lachen und sich fragen ob das ernst gemeint sein kann. Etwa bei dem Satz „Ohne Demokratie hätte es auch keinen Hitler gegeben“, womit Pohrt meint ohne „1789“ auch kein NS-System. Oder bei der Behauptung Hitler habe mehr für die Emanzipation der Schwarzen in den USA getan als die Bürgerrechtsbewegung oder Martin Luther King. Pohrt fallen dann zur Verteidigung besonders absurde Polemiken ein. So ist es für ihn „das Gleiche“ ob die Finanzindustrie Milliarden hortet oder ob ein zum Alkoholiker erklärter Hartz-IV-Bezieher in seinem Kühlschrank Bierdosen sammelt. Besonders „lustig“ wird es aber dann wenn der Autor ausgerechnet noch gegen seinen eigenen Verlag polemisiert.

Siehe: https://www.amazon.de/Kapitalismus-Forever-Revolution-Evolution-Christentum/dp/3893201661

In „Das allerletzte Gefecht“ macht sich Pohrt noch einmal an eine fundamentalen Abrechnung mit der Linken und legt polemisch dar warum Marx angeblich „Sozialdarwinist“ gewesen sei der bestimmt die Agenda 2010 und den Neoliberalismus heute ganz dufte finden würde. Die Linke sei gar nicht gegen den Kapitalismus, wolle es sich aber nicht eingestehen, in Wahrheit schöpfe sie aus diesem ihren Lebenssinn. Antikapitalismus sei an sich nur übler Kitsch für Vollidioten die sich selbst für Schlauköpfe hielten. Natürlich wird aber auch mal wieder gegen „die Deutschen“ geschossen.

Siehe: https://www.amazon.de/Das-allerletzte-Gefecht-universellen-Kapitalismus/dp/3893201742

Pohrts Niemandslandaschied mag auch ein antideusches Schicksal sein, weil das Theorem an sich ein einziger Widerspruch ist: „Antikapitalismus“ und Brachialkapitalismus, die Deutschen als krankhafte „Rassisten“ und die Deutschen als krankhafte Antirassisten, wobei dann der „Rassismus“ aus antideutscher Sicht wieder positiv sein soll – weil die Deutschen Antirassisten seien (so im Conne Island-Newsflyer) zu lesen. Diese sich widersprechende unlogische Theorie muss langfristig zu Auflösungstendenzen führen. Dies wurde schon evident wo etwa im Conne Island natürlich „Antifa-Arbeit“ geleistet werden soll – Kampf gegen Rechts, Bla und Bla – aber im Conne Island eine Referentveranstaltung stattfand in dem etwa die FPÖ und die Wilders-Partei ausdrücklich gelobt wurden. Der Widerspruch führt dann dazu das Pegida „böse“ ist, aber die aus einer deutschnationalen Tradition stammenden FPÖ dann wieder nicht mehr. Wie das aber nun „logisch“ gegen soll, kann erst einmal kein Antifant erklären.

Aber das mit der Logik ist schon ein Problem! So gibt es etwa einen antideutschen Antiislamisten Namens Thomas Schmidinger, der so gut wie alle antideutschen Publikationen vollschreibt und auch nicht selten im ORF als „Islamkritiker“ auftreten darf. Schmidinger pflegt aber dann Kontakte zu Islamisten aus dem Sudan (Sunniten) und dem „Rat der islamischen Revolution im Irak“ (Schiiten). Was schon Teilen der Szene auffiel, so das man sich über Schmidinger als „Mufti of Marxism“ lustig machte. Wie aber ein Antiislamismus aussieht der dann sunnitische Gottesstaatler und schiitische Khomeini-Anhänger aus dem Antiislamismus hinaus definieren möchte ist nicht ganz klar. Aber gut, das mit der Logik ist nun einmal manchmal schwierig.

Der Widerspruch ergibt sich auch wenn der antideutsche Ideologe Stephan Grigat beim Wiener Akademikerbund als Referent auftratt. Grigats großes Thema ist der „Postnazismus“ in der BRD und Österreich. Nun setzt sich aber der Akademikerbund für ein Aufheben des „NS-Verbotsgesetzes“ ein. Was nun Grigat nicht gewusst haben will – nachträglich, nach einsetzender linker Kritik. Was aber völlig unwahrscheinlich sein wird, weil der Akamikerverbund-Referent ein ganzes Buch über „Postnazismus“ in Österreich schrieb und so gut wie jede wie auch immer geartete Verbindung in Österreich zu kennen scheint. Da aber Grigat bei dem Verband über den iranischen „Islamofaschismus“ referierte, dürfte es ihm egal gewesen sein was dort wo er auftreten durfte, sonst gesagt wird. Das Grigat ein Antideutscher ist dürfte dann auch dem Akadamikerbund relativ egal gewesen sein.

„Offene Grenzen “ widersprechen nun auch Teilen des eigenen Antifa-Theorems. Ganz einfach da man Muslime zu „Islamnazis“ erklärte. Somit müsste sich ja zumindest nach der eigenen Darstellung bei vielen der Ankommenden um „Nazis“ handeln. Dann würde aber Refugees Welcome zu „Faschismus“ führen. Da etwa in jeder noch so harmlosen Israelteilkritik vorgeblicher „Antisemitismus“ gewittert wird, wäre nach dem eigenen Theorem Refugees Welcome ein Aufruf Deutschland mit „Antisemiten“ und „Nazis“ anzufüllen. Ergibt zumindest die Logik! Zumindest wenn man die Antifa-Aufruf ernst nehmen würde.

Verfasser: Sozrev

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